Musikprojekt zum Thema Singen

Projekt - ,,Singen ist Medizin"

Gemeinsam mit unserer Musiklehrerin Frau Broggio haben wir, Klasse 10/4, Anfang des Schuljahres 2021/22 mit dem Projekt ,,Singen ist Medizin" begonnen. Dabei teilten wir uns in mehrere Gruppen auf und bearbeiteten verschieden Themen, die uns interessierten.

Die Erwartungen an das Projekt waren unter anderem wissenschaftliche und psychologische Zusammenhänge zwischen dem Vorsingen und der dadurch auftretenden Angst näher zu beleuchten. Außerdem wollten wir uns selber über die biologischen Abläufe der Stimme und der Persönlichkeitsentwicklung informieren und anschließend unsere gewonnenen Erkenntnisse weitertragen. In diesem Bezug erstellten wir Plakate, Präsentationen und Umfragen.

Doch welche Ängste haben Schülerinnen und Schüler beim Vorsingen? Woher kommen diese Ängste und wie können sie vermieden werden bzw. wie kann damit umgegangen werden? Welche Einflüsse hat Musik auf die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen? Und wie wirkt sich Singen auf unseren Körper aus?

Wie wirkt sich Singen auf unseren Körper und unsere Stimmung aus?

Singen dient zur Unterhaltung und bewirkt auch nicht mehr - eine Aussage, der zumindest wir zunächst alle zugestimmt haben. Mittlerweile wissen wir, dass sich Singen aber auch aktiv auf unsere Gesundheit, unseren Körper und unsere Stimmung auswirken kann. Beim Singen erhöht sich u.a. die Menge der Antikörper, ebenfalls verstärkt sich die Konzentration der Immunglobuline (lebenswichtige Eiweiße) und dadurch wird auch das Immunsystem leitfähiger. Zusätzlich stärkt Singen den Herzkreislauf und erhöht die Konzentrationsfähigkeit. Denn allein nach 15-20 Minuten verbessert sich unsere Sauerstoffversorgung und ab 30 Minuten Singen werden Stresshormone abgebaut, wodurch sich unser Körper ausruhen und entspannen kann, womit Langzeitstress verhindert bzw. reduziert werden kann. Zusätzlich werden Glückshormone – wie Serotonin, Dopamin und Noradrenalin – ausgeschüttet. Dopamin ist maßgeblich für die Motivation und den ,,inneren Antrieb“ verantwortlich. Noradrenalin wiederum lässt die Konzentrationsfähigkeit und Handlungsbereitschaft steigern. Es wird aufgrund seiner Funktionen auch als Muthormon bezeichnet und sorgt für kurzfristigen positiven ,,Stress“. Andere Hormone hemmen auch die Schmerzwahrnehmung und beeinflussen aktiv unsere Energieversorgung. Und das alles wird u.a. durch Singen verursacht. Singen unterstützt zudem die Entwicklung der Sprache und fördert die psychische und mentale Entwicklung. Durch ausgeschüttete Endorphine wird ein besseres Erlernen bzw. Festigen von Wissen verbessert. Zudem werden motorische Fähigkeiten und das Hörvermögen gesteigert. Außerdem profitiert ebenfalls unser Gedächtnis, unsere Gefühlsausdrücke und das Empfinden von Gefühlen. Auch wird das Erkennen von Mustern und Sequenzen sowie die Wahrnehmung von Unterschieden und symbolischen Denken gefördert. Dazu kann man abschließend noch sagen, dass sich durch eine gute Gesundheit und eine fröhliche Stimmung auch unser Sozialverhalten verbessert.

Inwiefern wirkt sich Musik auf unsere Persönlichkeitsentwicklung aus?

Sowohl in Kindergärten als auch in Altersheimen wird gesungen - aber warum eigentlich? Wie bereits geschrieben, wirkt sich Musik positiv auf die Leistung und Motivation von Kindern aus. Dazu gehört besonders die Verbesserung von Kompetenzen wie flüssiges Sprechen und Merken von Wörtern. Durch regelmäßiges gemeinsames Musizieren und Singen lernen Kinder in einer Gemeinschaft zu leben und Abläufe einzuhalten. Singen unterstützt zudem im Alter das Gedächtnis.

Mit zunehmendem Alter singen wir weniger, auch weil sich durch lautes Vorsingen im Schulunterricht teilweise Ängste und Abneigungen gegen das Singen und Musizieren entwickeln. Dabei kann vor allem im Jugendalter und im jungen Erwachsenenalter Musik für ein Gemeinschaftsgefühl und ein freudiges Miteinander sorgen. Zum Beispiel können Konzerte gemeinsam besucht werden oder es kann sich über unterschiedliche Musikrichtungen ausgetauscht werden. Ebenfalls beeinflusst Musik besonders Jugendliche in ihrer Meinungsbildung. Jugendliche indentifizieren sich leicht mit Musikerinnen und Musikern und können sich in Liedern wiederfinden oder neu erfinden.

Übrigens hat jede Musikrichtung seinen eigenen Einfluss - z.B. wirkt Pop durch seine vorhersehbaren Töne und Melodien beruhigend. Rap dient zu Bewältigung von Alltagsproblemen und Techno hilft in manchen Fällen Aggressionen, Enttäuschung oder Frustration abzubauen. Gleichzeitig sollte aber nicht verschwiegen werden, dass insbesondere Techno oft viel zu laut gehört wird, was somit Auswirkungen auf das Hörvermögen und die Herzfrequenz hat. Und ausdrücklich Rap hat mitunter nicht jugendfreie Lyrics, die eventuell verstörend auf zu junge Kinder wirken kann und die Texte sind teilweise auch sehr gewaltverherrlichend, weisen keinen Respekt gegenüber bestimmter Bevölkerungsgruppen auf oder beeinflussen das Sprachvermögen von Jugendlichen oder Kindern nicht.

Aber warum wird Singen heute als ,,uncool" bezeichnet? Und warum haben so viele Angst vorm Singen?

Die Angst vorm Singen und Musizieren ist häufig auf das Vorsingen im Schulunterricht vor einer Klasse zurückzuführen. Was passiert, wenn man den Text vergisst? Oder was werden die anderen nur denken, wenn man schief singt? Denn keiner möchte sich vor der Klasse blamieren.

In einer von uns erstellten Umfrage konnten wir nachweisen, dass die Mehrzahl aller 10- bis 19-Jährigen zwar Spaß am Singen haben, genau so groß ist aber auch die Anzahl an Jugendlichen, die Angst vorm Singen haben (durchschnittlich 60-70%). Teilweise sei die Angst auch so groß gewesen, dass man aus dem Zimmer gerannt ist, angefangen hat zu weinen oder ,,krank" zu Hause geblieben ist. Bei den meisten waren die Gründe für ihre Angst schulisch bedingt - Angst, dass man sich bloßstellt, dass man kritisiert wird, dass man eine ,,unschöne" Stimme hat oder dass man eine schlechte Note bekommt. Symptome dieser Angst sind bei den meisten: Schweißausbrüche, zittrige Hände und Beine oder Atemnot. Viele gaben auch an, es würde ihnen maßgeblich helfen, wenn sie in einer Gruppe oder mit einer Partnerin oder Partner singen.

Neben dieser Angst finden viele Jugendliche das Vorsingen als ,,uncool". Man will nicht so im Fokus stehen und es wird angenommen, ,,Singen ist für Kinder" und man will ja ,,kein Kind" mehr sein. Zudem wächst mit zunehmendem Alter auch die Angst vorm Singen.

Tipps gegen Ängste vorm Singen sind zum Beispiel:

  • Stell dich der Angst und akzeptiere sie.
  • Sei dir bewusst, dass die Angst ein biologischer Prozess in deinem Körper ist.
  • Vertrau dich der Lehrerin oder dem Lehrer oder einer anderen Vertrauensperson an und lerne mit der Angst umzugehen.
  • Bereite dich bestmöglich vor: Text muss sicher ,,sitzen". Das gibt dir Sicherheit.
  • Atme 3x langsam, ruhig und tief in den Bauch und lasse lange die Luft über die Lippen ausströmen. Schicke die Angst und Anspannung mit der Luft aus dem Fenster. So atmest du die Angst weg.
  • Trainiere deine Gedanken und sage innerlich ,,STOPP!" zur Angst.
  • Speichere deinen ,,geschafften" Gesang vor der Klasse als etwas Positives ab. Alles hat geklappt!
  • Sieh dein Publikum als deine Freunde, nicht als deine Kritiker.

Was können wir an Erkenntnissen aus dem Projekt ,,Singen ist Medizin" mitnehmen?

Musik beeinflusst uns täglich in allen möglichen Situationen und Gegebenheiten, egal ob physisch oder psychisch. Sie begleitet uns von Kind an, hilft uns Krisen zu bewältigen, treibt uns an und hat einen unbestrittenen Einfluss auf unsere Persönlichkeit. Egal, ob man selbst Musik macht oder sie nur gern hört, viele können sich mit bestimmter Musik identifizieren. Auch deshalb ist Musik aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Musik ist maßgeblich für unsere Stimmung verantwortlich und kann unsere physische und psychische Gesundheit beeinflussen. Außerdem ermöglicht sie Gemeinschaftsgefühle, Themen zum Austausch, es kann sich mit Musik oder Künstlerinnen und Künstlern identifiziert werden, was einem maßgeblich helfen kann und Musik dient natürlich immer noch als Unterhaltung.

Abschließend lässt sich sagen, dass das Projekt für uns ein Erfolg war. Wir lernten mehr über uns und unseren Körper. Zudem wissen wir jetzt, wie wir mit Angst beim Vorsingen umgehen und diese reduzieren können und dass das Singen unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden fördert.

Also, viel Spaß beim Singen!

                                                                                                                                   30.05.2022