Die Hofaufsicht kann schon weitreichende Folgen haben, speziell wenn man sich am Mopedstand trifft und der Lehrer aus eigenen alten Simson-Zeiten erzählt. Da kommen dann die Geschichten von Mopedtouren, die man in jungen Jahren mit Schülern gemacht hat und was für ein Spaß das war.
So kam es, dass bereits im letzten Jahr ein paar Zweiradler ihre Simme nach Bautzen getrieben haben und dabei so einiges erlebten - nachzulesen im Bericht.
In diesem Jahr stieg die Teilnehmerzahl auf 12 und damit natürlich auch das Risiko, dass die eine oder andere Zweitaktrakete den Belastungen der 240 km vielleicht doch nicht gewachsen sein könnte. Aber an sich waren alle optimistisch und voller Vertrauen in die robuste Osttechnik.
Halb Neun war Treffpunkt an der Schule. Die Truppe wurde ergänzt durch einen erfahrenen Simmen-Schrauber und den Lehrer, der leider nur auf einer 650er Aprilia dabei war, also nicht ganz stilgerecht.
Wir hatten keinen festen Plan, nur die Route war festgelegt auf wenig befahrenen Nebenstraßen und wir wollten eigentlich bis Calau, um uns dort die "Mobile Welte des Ostens" anzusehen. Durch das Triebischtal ging es, eingehüllt in milden Zweitaktqualm, über Meißen nach Gröbern zum ersten Sammelstopp. Alles war noch dran, also weiter.
Durch viele kleine unbekannte Orte und durch eine herrliche Sommerlandschaft, für die man bei dem langsamen Tempo immer ein Auge hatte. In Thiendorf leuchtete eine Goldene Möwe mit magischer Anziehungskraft, einige konnten sich erst nach einer halben Stunde wieder losreißen.
Weiter ging es über Ortrand nach Brandenburg, in Schwarzbach trafen wir auf ein Traktorentreffen. Anscheinend hatte in diesem Dorf jeder einen Traktor und es waren verrückte Eigenbauten und Oldtimer zu sehen. 14:00 Uhr sollte noch ein Corso stattfinden, aber angesichts der Tatsache, dass einige der Fahrer schon mehr auf dem Kessel hatten als die Kompressoren der Traktoren, wollten wir uns dieser organisierten Verkehrsgefährdung dann doch nicht aussetzen...
Kurz vor dem Senftenberger See, der Lehrer hatte mit dem Navi die Führung übernommen, wurde es laut im Tross. Ein Krümmer war abgefallen und der Bördelrand nicht mehr da. Woher kommt nun der neue Krümmer? Sonnabend Mittag? Ein paar von den Jungs waren blickig und klingelten an den Häusern: "Gibt´s hier jemanden der an Mopeds schraubt?". Und so landeten wir in einem Hof, dessen Besitzer sich freuten, als die Kolonne einrollte. Da stand auch noch eine alte Schwalbe, Werkzeug gab´s dazu, schnell war der Krümmer umgebaut - und noch dazu geschenkt!
Gegen ein Uhr erreichten wir den Geierswalder See. Da sollte dann auch unser Umkehrpunkt sein. Einige nutzten die Chance und suchten nach einem Zeltplatz für den nächsten geplanten Trip dahin. Ansonsten genossen wir die Sonne in der Strandbar mit Eis, Cola und Kaffee. Neun von uns mieteten sich ein Tretboot mit Rutsche und tatsächlich: zwei von den Kerlen schwammen bei gefühlten 15 Grad Wassertemperatur auch noch eine Runde ums Boot. Respekt!
So nach einer Stunde brachen wir auf. Wir wollten noch einmal den Lausitzring besuchen. Aber eine Einfahrt nach der anderen war gesperrt, die DEKRA hatte das Areal ringsrum dicht gemacht. Na dann eben weiter nach Hause. Der Rückweg führte über Lauchhammer und Hirschfeld am Schradenwald. In Hirschfeld drehten einige noch eine Runde auf der Crosstrecke. Irgendwo in der Prairie sagte das Navi "geradeaus" obwohl nur ein besserer Feldweg zu sehen war. Na macht nix, die eine abgefallenen Packtasche hatten wir schnell wieder dran.
Über Großenhain und Meißen kamen wir so gegen halb Acht in Eula an. Fix noch den Grill angeworfen, ein paar Roster vertilgt und dann war es das mit der Mopedausfahrt 2018. Die Bilanz mit zwei abgefallenen Scheinwerfern, zwei Blinkern, einem Auspuff und einem Seitendeckel war dank Klebeband zu verkraften. Einzig der Lackschaden an einem Moped tat weh.
Ein Super-Tag, danke an alle disziplinierten Fahrer. So schön kann Mopedfahren sein.
Johannes Piontek
Das Video (Danke Hannes): https://youtu.be/RLHxOfP_vxM
Das Album zur Tour: https://photos.app.goo.gl/ij49aArPRWQG1Akz6