Flapsig und aufgeschlossen - unsere Frau Lochmann!

Geschrieben von Katharina Mehner und Caecilia Lucius.

Als uns Frau Lochmann Anfang diesen Schuljahres bei der Eröffnungsveranstaltung vorgestellt wurde, raunte es durch die ganze Turnhalle: „Ach, ist das etwa die Schwester von Willi?!“ Der Verdacht bestätigte sich. Doch wie tickt die junge Frau eigentlich persönlich? Und wie treibt es sie genau an die Schule ihres Bruders? Das alles, und ob sie uns auch etwas über Willi verraten hat, erfahrt ihr im Interview, das wir mit ihr geführt haben.

 

SZ-News: Okay, los geht`s. Zuerst würden wir uns wünschen, dass Sie sich in drei Worten beschreiben!

 

Frau Lochmann: Oh, das ist schwer. Also das erste, was mir einfällt ist flapsig. Außerdem würde ich sagen aufgeschlossen und nicht nachtragend.

 

SZ-News: Warum haben Sie sich für den Beruf des Lehrers entschieden?

 

Frau Lochmann: Naja, ich wusste nach dem Abi erstmal nicht so richtig, was ich machen soll. Ich wollte aber immer was mit Menschen machen und bin auch immer sehr gern in die Schule gegangen. Außerdem ist mein Vater Lehrer, wodurch ich über diesen Beruf schon etwas Bescheid wusste, und so dachte, dass es doch auch was für mich wäre. Man arbeitet mit Kindern und bleibt seinen Lebtag lang in den jugendlichen Themen aktuell. Ich weiß zum Beispiel alles über „Pokémon Go“ und kann euch auch alles darüber erzählen. Man bleibt in sowas halt einfach drin und verliert seinen Bezug zur Jugend nicht, was ich am schönsten finde. Außerdem denk ich, kann man auch seine Familie und Arbeit gut integrieren.

 

SZ-News: Wie kommt es zu der Fächerkombination Latein/Geschichte?

 

Frau Lochmann: Mmh, Latein... Ich bin ja auch hier auf die Schule gegangen und hatte bei Frau Sens Lateinunterricht. Mich hat das Fach schon immer interessiert und es war mein Lieblingsfach. Als ich mich dann nach der Zwölften dazu entschied Lehramt zu studieren und überlegte, welche Fächer ich denn nehmen könnte, kam ich auf Latein, weil ich wusste, wenn ich mich nicht weiter mit Latein beschäftige, alles, was ich jemals in Latein gelernt hatte, wieder vergessen würde. Das fand ich schade und deshalb hatte ich mich dazu entschlossen, es zu studieren. Geschichte war eigentlich nur eine „Notlösung“. Eigentlich wollte ich noch Musik studieren, habe aber die Aufnahmeprüfung an der Hochschule nicht geschafft. Obwohl ich traurig war, brauchte ich ja eine Alternative, und dachte, Geschichte passt gut zu Latein, hat mich auch in der Schule schon immer interessiert, und ich muss sagen, dass ich diese Wahl nie bereut habe, weil das Studium sehr schön und interessant war.

 

SZ-News: Sie sagten ja schon, dass sich ihre Lateinkenntnisse verloren hätten, wenn Sie es nicht weitergemacht hätten. Wir möchten wissen, ob Sie sich gewissermaßen dazu „berufen“ fühlen, Latein als „tote Sprache“ am Leben zu erhalten und weiterzuvermitteln? Was fasziniert Sie daran?

 

Frau Lochmann: Jaaa! Natürlich! Ich habe dazu auch im Studium so viele coole Impulse bekommen. Wir hatten regelmäßige Lateinsprechkreise. Das hört sich so abgefahren an! – Ist es auch, aber das macht so unheimlich Spaß. Natürlich ist Latein keine Sprache, die heute noch gesprochen wird, aber es ist eine Sprache, die man sprechen kann. Ich habe auch Seminare in Wien mit gemacht, bei denen wir international zusammen waren und Latein war die Sprechsprache. Wir haben zum Beispiel auch Vorträge gehalten. Irgendwann hat man dann gar nicht mehr nachgedacht, welche Grammatik man anwenden muss, sondern hat es einfach gemacht. Das war total cool und hat meinen Horizont echt erweitert. Ich möchte meinen Schülern jetzt natürlich nicht das flüssige Lateinsprechen beibringen; das ist einfach zu schwierig und auch ich bin darin nicht perfekt, aber ich will trotzdem versuchen das Sprechen dieser Sprache etwas mehr in den Unterricht zu integrieren, zum Beispiel indem man ein lateinisches Theaterstück aufführt, um die Schüler auch mal anders zu beanspruchen, und die Antike wiederzubeleben.

Frau Lochmann im Interview mit den SZ-Redakteuren Katharina un Caecilia.
Frau Lochmann im Interview mit den SZ-Redakteuren Katharina un Caecilia.

 

SZ-News: Sie waren ja auch schon hier an der Schule. Als Referendarin können Sie sich sicher noch gut an Ihre eigene Schulzeit erinnern, die Sie als Schülerin erlebten. Jetzt sehen Sie mal alles von der Seite des Lehrers. Wir möchten gern von Ihnen wissen, ob sich Ihre Sichtweise auf manche Dinge verändert hat, und ob im Lehrerzimmer eigentlich auch so gelästert wird wie auf dem Schulhof.

 

Frau Lochmann: Also ich muss sagen, ich hab mich als Schülerin hier immer wohl und geborgen gefühlt, bin gern hierher gekommen und das hat sich auch nicht geändert. Ich hab mich ja für mein Referendariat nicht genau hier beworben, sondern man bewirbt sich am Kultusministerium und wird einer Schule zugewiesen. Als ich dann erfahren hab, dass ich wieder an diese Schule komme, hab ich mich so gefreut, weil ich wusste, dass das Lernklima hier sehr angenehm ist. Die Schülerschaft hat sich auch nicht großartig verändert. Da sind alles vernünftige Menschen, die auch tolerant sind. In der Stadt hat man manchmal ja auch „krassere“ Schüler vor sich und ich wusste, dass das hier gemäßigt ist und außerdem das Kollegium unglaublich super zusammenhält. Das merkt man ja auch, wenn die sich gut verstehen oder Herr Eysold Frau Bergk auf die Schulter klopft und sagt „Na du?“. Diese Freundschaftlichkeit habe ich hier genauso wie früher wieder empfunden, und wurde auch genauso gut aufgenommen. Mir wurde von vielen gleich das „Du“, angeboten, weil ich ja sowieso immer gedutzt wurde. Das hat sich gleich so angefühlt, wie das Nachhausekommen . Es ist ziemlich witzig, jetzt auch mal auf der Lehrerseite zu stehen, und hat seine guten und schlechten Seiten.

 

SZ-News: Und kommen wir nochmal zu Ihrem Unterricht. Welche Tipps können Sie den Schülern geben, die bei Ihnen im Unterricht spicken wollen? Hatten Sie in Ihrer Schulzeit dazu eigentlich auch eine Lieblingsmethode, wenn Sie es denn getan haben? Und wie kann man so einen Schummelversuch bei Ihnen am besten wiedergutmachen?

 

Frau Lochmann: Also, prinzipiell kann ich hier ja jetzt nicht meine Schummelversuche verraten; dann wissen das ja alle! Lacht. Ich habe mal gehört, dass manche Schüler möglicherweise auf ihr Lineal geschrieben haben, wie sich ja bei Vokabeln ganz gut anbietet. Und ich habe auch schon gehört, dass die untere Seite vom Block dazu benutzt wurde, etwas draufzuschreiben, da man den ja als Unterlage benutzen darf, aber ich habe das natürlich nie gemacht. Ich muss aber auch ehrlich sagen, dass ich während meiner Zeit hier noch niemanden beim Spicken erwischt habe und ich habe auch nicht danach gesucht. Ich glaube, dass sich das alles bei Vokabelkontrollen ganz gut anbietet; da muss ich wohl mal etwas aufmerksamer bei meinen Kontrollen sein. Ansonsten finde ich es in Geschichte ziemlich gut, wenn sich jemand einen Spicker schreibt, solange er ihn dann nicht im Test verwendet. Wer sich nämlich einen Spicker schreibt, denkt über das Thema nach, versucht die Informationen so kurz wie möglich zu fassen, aber so, dass es für ihn noch am meisten Aussage gibt, und das ist schon ein Lernfortschritt. Deshalb sind Spickzettel nicht immer sch****. Blöd dann aber, wenn man sie zum Beispiel im Abi verwendet; das geht gar nicht.

 

SZ-News: Und wie kann man das wiedergutmachen?

 

Frau Lochmann: Naja, ich erwarte nicht mal unbedingt eine Entschuldigung, sondern mir ist es wichtiger, dass der Schüler seinen Fehler einsieht, und merkt, dass es sch**** ist, was er gemacht hat, und auch nicht beleidigt ist, wenn das Konsequenzen hat. – Also dann entweder noch cleverer anstellen, oder einfach einsehen, dass es blöd war und lassen.

 

SZ-News: Als wir Sie vor einiger Zeit auf ein Interview angesprochen haben, meinten Sie, Sie hätten nichts zu verbergen. Gibt es da die eine oder andere Macke bei Ihnen, die Sie uns verraten möchten?

 

Frau Lochmann: Ja. Ihr wisst gar nicht, wie ähnlich sich Schüler und Lehrer manchmal sind. Gerade wenn es zum Beispiel wichtige Termine sind, die anstehen. Mir als Referendar fällt es ganz schwer, meine Zeit richtig einzuplanen. Wenn ich dann Freitag nach Hause komme, setze ich mich nicht hin und korrigiere eine Arbeit, sondern ich leg mich erstmal auf die Couch und mache mir „Netflix“ an oder so. Ich bin dann auch manchmal faul, aber man braucht diese Zeit auch, und ich würde es dann meinen Schülern nicht vorwerfen, wenn sie es genauso machen. Bei mir brennt es halt meistens Sonntag, wenn ich merke: „Ach, sch***, das musst du ja noch alles machen hier!“ Dann sitze ich bis in die Nacht, und ich wünsche mir manchmal, dass ich mir das besser einteilen könnte. Umso schöner finde ich es dann aber zu sehen, wenn es anderen Leuten genauso geht. Naja, das ist, was mich so am meisten an mir stört.

 

SZ-News: Den Abschluss macht die Familie. Was bedeutet diese für Sie? Sicher interessiert viele unserer Leserinnen und Leser auch das Verhältnis zu Ihrem Bruder, da er ja auf unsere Schule geht. Gibt es irgendetwas, das Sie ihm schon immer mal sagen wollten?

 

Frau Lochmann: Familie bedeutet für mich wirklich viel. Sie hat mir in den letzten Jahren, während des Studiums, auch viel Rückhalt gegeben. Es gab auch mal so eine Phase, in der ich wegen meinem Studium, und weil alles neu war, nur noch wenig mit meiner Familie gemacht habe. Das mir im Nachhinein aber auch sehr leidgetan, weil ich glaube, dass sie darüber echt traurig waren. Deshalb bemühe ich mich jetzt wieder mehr mit ihr zu machen, und wir schreiben in der Whatsapp-Gruppe und schicken uns Bilder darüber, was wir gerade so machen. Das alles ist für mich auch wieder wichtiger geworden, und gerade der Zusammenhalt in der Familie ist unheimlich bedeutend, dass man zum Beispiel gemeinsam Probleme meistern kann.

 

Und der Willi – naja, als er geboren wurde, war ich zwölf und das ist dann auch gerade so das Alter, wo man sich freut, das erste Mal Verantwortung übernehmen zu können. Ich war unglaublich stolz, als ich ihn dann immer wickeln, spazieren fahren und mit ihm spielen konnte. Er ist mir zum Beispiel einmal beim Spielen in den Bach gefallen. Oh sch****!

 

Ich hatte danach so einen Schiss mit dem nach Hause zu gehen. Er hat geschrien, wie am Spieß. Er war da nicht alt – vielleicht eineinhalb, höchstens zwei, und die Mama war so stinkesauer. Da bin ich sehr froh, dass er mir das nicht übel nimmt; wir lachen jetzt im Nachhinein auch darüber. Was ich ihm sagen will? Naja, ich will, dass er sich mal ein Bisschen zusammenreißt, was Schule angeht, weil er echt nicht dumm ist. Aber das sind wahrscheinlich so die Elternsprüche. Ich fühle mich dann auch manchmal mehr wie die Mutti als die Schwester, aber er weiß auch, dass ich nicht so streng bin wie die Mutti und dann auch viel mehr Verständnis für manche Dinge hab. Aber ich würde mir manchmal wünschen, dass er die Schule ernster nimmt und irgendwo mehr hört.

 

Das Interview mit Frau Lochmann war geprägt von eine aufgeschlossenen Atmosphäre und wir genossen diese Zeit. Hoffentlich wurde es auch für euch nicht langweilig und ihr seid daraus etwas schlauer geworden;)

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