Exkursion in Nossener Unternehmen

von Johannes Piontek

Wir lernen (leider) nicht für das Leben, sondern (nur) für die Schule.

Diese Klage stammt, man glaubt es kaum, vom römischen Philosophen Seneca aus dem Jahr 0062. Sinngemäß heißt es „Nicht für die Schule, für das Leben lernen wir.“ Und da ist heute noch was dran.

Es ist nicht so einfach, den Schülerinnen und Schülern zu vermitteln, dass all die Formeln und Gesetze in Physik, Chemie, Biologie oder Informatik Grundlage von Technik und Technologie sind und damit letztlich unser Alltagsleben bestimmen.
Um diesen Zusammenhang etwas deutlicher zu machen, führten die 9. Klassen des Gymnasiums Nossen einen Exkursionstag in Nossener Industriebetriebe durch. Ziel war es, zu erkennen, welche naturwissenschaftlichen Grundlagen letztlich in den Produktionsprozessen von Industriebetrieben, und damit auch in den Dingen, die uns umgeben, wiederzufinden sind.

Dass dieser Tag stattfinden konnte, verdanken wir in erster Linie der unkomplizierten Bereitschaft der angefragten Unternehmen. Alle konnten uns in ihren Arbeitsalltag eintakten, nahmen sich viel Zeit, stellten Personal zur Verfügung und bereiteten auch inhaltlich einiges vor.

Dafür ganz besonderen Dank an

Bei Mauersberger und Fritzsche, Getriebebau Nossen und Flexomat erfuhren wir, welche Werkstoffe, also Stahl, Nichteisenmetalle oder Kunststoff, verarbeitet werden, welche Anforderungen an das Material gestellt werden, wo die Produkte eingesetzt werden und welche Belastungen die Bauteile aushalten müssen. Wir sahen, wie weit der Weg von einem Auftrag über Konstruktion und Technologie bis zum fertigen Produkt ist.
Wir hörten, welche enorm großen und auch sehr kleinen Bauteile mit welchem Aufwand hergestellt werden und dass dafür auch spezielle Maschinen notwendig sind.
Wir konnten computergesteuerte Fertigungsprozesse an CNC-Maschinen oder Robotern erleben, lernten, wie die Logistik und Werkzeugverwaltung computergestützt funktionieren.
Und nicht zuletzt erfuhren wir auch, welche Kenntnisse für die Berufe von Mechatronikern, CNC-Maschinisten oder -programmierern oder Ingenieuren erforderlich sind.

Flexomat

In der Konos Papierfabrik sahen wir automatisierte Fertigungsstraßen für Kaffeefilter. Dort beeindruckte die Geschwindigkeit der Herstellung, aber auch die ausgeklügelte Elektronik und Mechanik der Anlagen. Wir lernten etwas über die Anforderungen an den Rohstoff für die Papierherstellung und über die unterschiedlichen Papiersorten – also angewandte Naturwissenschaft. Da dort Lebensmittel-Artikel hergestellt werden, ging es nicht ohne Schutzkleidung.

Ähnlich war es bei Scholl-Glas. Riesige Glasscheiben verwandelten sich durch Schneiden, Schleifen, Bohren, Beschichten oder Bedrucken in Sicherheitsglas für Möbel und Fenster, mit Fotos bedruckte Küchenteile, Scheiben für Kreuzfahrtschiffe und vieles mehr. Wir erfuhren, dass man Glas durch Hitze härten kann.
Besonders interessant war, wie mit Luft die empfindlichen Glasteile bewegt werden konnten oder auch der große Tintenstrahldrucker mit einer Arbeitsbreite von geschätzt 3,5 Metern.

Wir freuen uns, einen solchen Einblick in die Nossener Unternehmen bekommen zu haben. Wir hoffen, dass den Schülerinnen und Schülern (zumindest einigen...) klar geworden ist, dass Naturwissenschaft meist kein Selbstzweck ist, und das Forschung und Entwicklung auf diesem Gebiet weiter notwendig sind, auch um unseren Wirtschaftsstandort zu sichern. Vielleicht entscheiden sich einige, ihren Beruf in einer der technischen Studien- und Ausbildungsrichtungen zu erlernen. Die Herausforderungen der Zukunft sind angesichts der globalen Situation groß.

Johannes Piontek, Jörg Feustel
Geschwister-Scholl-Gymnasium Nossen

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