Wie gehen wir mit Essstörungen um

von Johannes Piontek

„Treibt nicht zu viel Sport, esst genug aber auch nicht zu viel.“

Diese „Tut dies nicht, tut das nicht“-Vorträge sind doch, sind wir mal ehrlich, nicht im geringsten effektiv und zumindest bei mir bleibt so etwas nicht hängen. Über Essstörungen wird kaum geredet, jeder weiß, dass es diese gibt, aber nur wenige wissen mehr. Doch nach der siebten Stunde, am Freitag dem 25.11., gingen vier 9te Klassen aus der Aula heraus und hatten definitiv andere Blickwinkel auf die Essstörungen.

Denn an diesem Tag fand eine Veranstaltung statt, in der mehr als nur geredet wurde, in der persönliche Geschichten erzählt wurden und in der auch der letzte Rabauke still wurde und nachdachte, verstand, fühlte.

Susanne Hasemann, die extra für diese Veranstaltung aus Passau anreiste und selbst eine Erkrankte war/ist, gestaltete den ersten Teil mit einem Ausschnitt des Theaterstücks „Food Diaries“, indem sie fünf Geschichten von Betroffenen auf die Bühne brachte.

Ohne jegliche Schwierigkeiten hatte sie die Aufmerksamkeit der gesamten Aula und man nahm ihr jede Geschichte ab. Es war unglaublich wie man plötzlich das Gefühl hatte, zu fühlen, zu wissen, zu verstehen. Es war wirklich nicht zu beschreiben.

Kennen sie dieses schreckliche Klatschen, das die Jungs aus meinem Alter immer drauf haben? Dieses „uns interessiert das nicht, ich klatsch am lautesten!“-Klatschen? Nichts davon war zu hören. Keiner, aber wirklich keiner verhielt sich so.

Ich glaube ich kann sagen, dass jeder bei diesem Theaterstück Gänsehaut hatte.

Ich persönlich hatte sogar Tränen in den Augen, denn für mich waren Essstörungen immer so unnachvollziehbar. Doch bei diesen Geschichten konnte man so genau sehen und auch fühlen, was die Menschen durchleben.

Nachdem der Applaus für Susanne Hasemann abgeklungen war, wurde nun die Fragerunde eröffnet. Doch nicht nur Susanne Hasemann erzählte von ihrem Leben mit der Krankheit, sondern noch ein Gast beantwortete Fragen. Frau Enders ist eine Mutter, die ihre Tochter durch Magersucht verloren hat.

Eine der besten Dinge dieser zwei Stunden war, das nun wirklich direkt Fragen gestellt wurden. Keine Frage wäre unpassend, so sagte es Susanne. Und dieser Satz lies, meiner Meinung nach, ein unsichtbares Schweigeband von allen fallen, denn es wurden wirklich Fragen gestellt, die sich jeder schon irgendwie mal gefragt hatte. Offen und verständlich beantworteten Frau Enders und Susanne diese Fragen. Für mich taten sich andere Seiten, Fakten, Blickwinkel auf. Vieles hatte ich wirklich einfach nicht gewusst oder nie verstanden.

Nach dieser Fragerunde wurde dann die Veranstaltung mit Danksagungen an Susanne, Frau Enders und Frau Burmeister, die das Gesamte erst möglich machen konnte durch finanzielle Unterstützung, beendet und Susanne bot uns noch an, wenn wir noch Fragen hatten, nochmal zu ihr zu kommen. Diesem gingen viele Schüler nach. So auch ich.

Ich persönlich möchte Frau Burmeister und allen, die mitgewirkt haben, auch noch einmal danken. Denn, um es in wenigen Worten zu erklären, diese Veranstaltung hat wirklich zum Verstehen beigetragen und war es definitiv wert, die siebte Stunde in der Schule zu bleiben.

Danke.

 

Amelie Kluge Klasse 9/3

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